Wasserturm Schillingsfürst
Leistung
Restaurierung des WasserturmesHerausforderung
Das Gebäude
Der wunderschöne Wasserturm in Schillingsfürst ist ein runder, dreigeschossiger Sichtziegelbau mit ädikulagerahmtem Portal, Geschossgesimsen und einem Bogenfries aus Haustein. Der Wasserbehälter ist zylindrisch und kragt gestuft hervor. Gekrönt wird er von einem Kegeldach mit Laterne.
Der 1902 im wilhelminischen Leuchtturmstil errichtete Wasserturm diente bis in die 70er Jahre der Wasserversorgung.
Zustand vor Beginn der Maßnahmen
Zu Beginn der Maßnahmen war der Turm in bemitleidenswertem Zustand. Eine starke Verschmutzung betraf alle Gebäudeteile. Die starke Gewichtsbelastung des im obersten Geschoss befindlichen Wasserbehälters hatte zu statischer Rissbildung im Ziegelmauerwerk geführt. Unsachgemäße Rissreparaturen vergangener Sanierungen lösten sich von Rissflanken. Feine Haarrisse und schadhafte Fugen vervollständigten das Bild des Jammers.
An der Wetterseite löste sich die Sinterhaut von den Ziegeln.
Das Mauerwerk litt an ausgetauschten Ziegeln, die ungeeignet und schon nach kurzer Standzeit verwittert waren und so auch das umliegende Mauerwerk schädigten.
Algen, Flechten und schwarze Verkrustungen überzogen den Sockel aus Muschelkalk.
Die größten Schäden zeigten sich allerdings in den Gurtgesimsen und Fenstergewänden. Mürbzonen, Schalenbildungen, absandende Bereiche, Abplatzungen, um nur einige zu nennen.
Auch im Verputz des ehemaligen Behältergeschosses zeigten sich Ablösungen, in der Rabitzkonstruktion machten sich Risse breit.
Lösung
Reinigung
Biogene Auflagerungen sind nicht nur unschön, sie führen langfristig zur Zerstörung darunterliegender Substanz. Der Turm wurde von uns bei äußerst vorsichtiger Handhabung mit Heißdampfgerät gereinigt.
Der Turmschaft
Fremdkörper und ungeeignete Austauschziegel wurden entfernt.
Festigung
Extrem geschädigte Bereiche der Sandsteine wurden mit Kieselsäureethylester bis ins intakte Steingefüge hinein gefestigt.
Schalen und Schuppen
Hohlliegende Schalen im Sandstein waren nicht zu sichern und wurden abgenommen. Nach Festigung wurden sie mit Ergänzungsmasse repariert, wobei die Oberfläche an den Bestand angeglichen wurde.
Risse
Risse ab 1 mm Breite wurden verfüllt. Durch den Kapillarsog von Haarrissen kann bei direkter Beregnung Wasser tief in das Steingefüge eindringen. Dies führt bei Frost-Tau-Wechseln zur Gefügesprengung. Die kraftschlüssige Verfüllung erfolgte deshalb mit CalXnova. Vor Injektion erfolgte der Oberflächenverschluss der Risse mit Steinersatzmasse.
Risse über 1,5 mm Breite wurden verpresst. Nach Vorfestigung mit KSE wurde Trennmittel in den Rissbereichen aufgebracht. Unter Einarbeitung von Injektionsöffnungen in Form von Packern, Schläuchen etc. wurden die Risse verschweißt. Verpresst wurde mit Injektionsgut von unten nach oben. Anschließend wurden die Rissverschweißungen mit geeignetem Lösemittel für das Trennmittel wieder entfernt und die verpressten Rissbereiche nachgereinigt.
Verschlämmen
Bereiche mit oberflächlicher Schuppen- und Schollenbildung im Bereich der Klinkerfassade stellten eine extrem vergrößerte Oberfläche dar, die für Verwitterungsprozesse eine erweiterte Angriffsfläche bot. Solche Bereiche wurden deshalb verschlämmt. Die Schlämme wurde mit Pigmenten und/ oder Steinmehlen auf den Natursteinfarbton eingestellt und mittels Pinseln gut in die aufgerauten Oberflächen einmassiert.
Fugen
Zementgebundene Fugen und Silikonfugen im Naturstein und im Klinker sowie solche, die einen Abriss von den Gesteinsflanken aufwiesen, wurden erneuert. Die Entfernung dieser Fugen erfolgte vorsichtig mit einem oszillierenden Fugenschneider, um die Fugenflanken nicht zu beschädigen. Eventuelle Knirschfugen wurden nicht erweitert. Die staubfreien Fugen wurden vorgenässt. Als Fugenmaterial kamen hier rein mineralische Fugenmörtel auf Basis von natürlich hydraulischem Kalk zum Einsatz. Die neue Fugenoberfläche wurde an den Fugenbestand angeglichen: Die letzte Mörtellage wurde erhaben aufgetragen und nach dem Ansteifen steinbündig zurück gekratzt.
Fehlstellen
Zum Verschluss kleinerer Fehlstellen an den Klinkerrändern wurden Anböschungen angebracht. Zum Einsatz kamen Steinsande und -mehle, die in Korngrößenverteilung und Sieblinie dem Erscheinungsbild des Natursteins entsprachen und durch Pigmente im Bestandsfarbton eingefärbt wurden.
Die Ergänzung und Reprofilierung von Fehlstellen im Sandstein wurde mit mineralischer Steinergänzungsmasse ausgeführt. Die physikalischen Eigenschaften der konfektionierten Masse wurden gegebenenfalls durch Zugabe von Steinsanden und -mehlen auf den Werksandstein abgestimmt und durch Zugabe von Pigmenten an den Bestandsfarbton angepasst. Armierungsklammern aus V4A-Draht wurden mit Epoxidharz spannungsfrei eingeklebt. Die Mörtelüberdeckung betrug mindestens 1 cm
Vorab wurden Kontaktflächen mit dünnflüssiger Steinersatzmasse eingeschlämmt. Nach Trocknen der überhöhten Antragungen und Reprofilierungen wurde mechanisch nivelliert und die Oberfläche strukturiert. Größere Schichtstärken wurden mit Grundmörtel vorgesetzt, etwaige Sinterhaut wurde entfernt.
Austausch Mauerziegel
Das Sichtmauerwerk aus Ziegeln wurde auf lose sitzende Steine, schadhafte Fugen und sonstige Schadstellen geprüft. In kleinen Flächen wurden Ziegel des Altmauerwerks abgebrochen und die Lücken mit neuen, dem vorhandenen Ziegelmaterial angepassten Ziegeln geschlossen. Unsachgemäße Renovierungsziegel wurden ausgetauscht.
Schadhafte Fugen wurden ca. 15 bis 20 mm tief ausgekratzt. Die Fugenflanken wurden gesäubert, es wurde neu verfugt.
Retusche
Die neuen Klinker und ihre Fugen wurden retuschiert und so an den Bestand angeglichen. Die bereits vorpigmentierten Reparaturstellen im Sandstein wurden ebenfalls zusätzlich farblich an den umliegenden Bestand angepasst.
Instandsetzung Rundbogenfries
Das Rundbogenfries sollte komplett instand gesetzt werden. Das Mauerwerk wurde von losen Putzen befreit. Es wurden Schalungen für die Rundbogen angefertigt, montiert und der Putz nach Aufbringen eines Vorspritzmörtels in Originalstärke aufgetragen.
Turmkopf
Lose Teile und Verunreinigungen wurden trocken mit Drahtbürste und Spachtel entfernt. Soweit Reinigungsrückstände wie Staub vorhanden waren, wurden sie abgekehrt oder abgewaschen.
Die Rabitzmantelfläche des Turmkopfes wurde perkussiv überprüft und Hohlstellen markiert. An Hohlstellen und Rissen wurde schadhafter bzw. nicht mehr tragfähiger Altputz einschließlich Gewebearmierung entfernt. Risse wurden verpresst und Ausbesserungen in artgleichem Material vorgenommen. In gefährdete Bereiche wurde Glasgewebe eingebettet.
Als separate vollflächige Gewebespachtelung wurde ein hochreißfestes Glasfasergewebe eingebaut.
Mineralischer Edelputz wurde als Filzputz in geriebener, bewegter Struktur aufgebracht.
Grund-, Zwischen- und Schlussanstrich erfolgten mit KEIM Soldalit-Arte.
Rissanker
Als zusätzliche Bewehrung von Rissflanken im Bereich des Hauptgesimses wurden Rissanker eingebracht. Hierfür wurden Nuten aufgefräst, das Material vorsichtig ausgestemmt, Verankerungslöcher gebohrt und die Rissanker eingesetzt. Sie erhielten einen mineralischen Korrosionsschutz und eine Haftbrücke. Aufgefüllt wurden die Nuten mit Betonreparaturmörtel, anschließend wurden die Risse verpresst.
Bewehrungsgurte
Es sollte eine Sicherung des Turmkopfes in Form von drei außen liegend umlaufenden Bewehrungsgurten vorgenommen werden. Hierfür wurden ca. 5 cm tiefe Fugen eingefräst und das Bestandsmaterial zwischen den Fugenschnitten behutsam herausgestemmt. Daraufhin wurden Bewehrungseisen entsprechend der Rundung des Turmkopfes zurechtgebogen und wie Gurte in die Fugen eingelegt.
Drahtseile sollten mit Kauschen an den Bewehrungseisen befestigt und von außen nach innen geführt werden, um an der innen liegenden Metallkonstruktion montiert zu werden. Mehrere Versuche zur Befestigung der Bewehrungsgurte mit Seilkauschen zeigten, dass handelsübliche Kauschen durch die zu starke Reibung des Stahlseils in der Rabitzschale ungeeignet waren. Aus diesem Grund wurde von uns eine rohrartige Eigenkonstruktion einer reibungslosen Seilführung entwickelt und eingebaut. Auf diese Weise wurden Stahlseile an den Gurten befestigt, von außen nach innen geführt und an bestehender und zusätzlich angebrachter Metallkonstruktion montiert.
Vertikalverstrebungen an den Gurten wurden alle 20 bis 30 cm entlang der Bewehrungsfuge eingebaut. Sodann erhielten alle Bewehrungen der Gurtsicherung einen Korrosionsschutz und eine Haftbrücke. Anschließend wurden die Gurtfugen mit Betonreparaturmörtel verschlossen.
Kathodischer Korrosionsschutz
Für den kathodischen Korrosionsschutz, der in dieser Form noch nie im Bereich der Denkmalpflege zum Einsatz gekommen war, wurden Opferanoden eingebracht. Hierfür wurden an jedem der 12 Knotenpunkte des Tragsystems Öffnungen von ca. 40 cm x 30 cm Größe in die Gebäudehülle geschnitten. Mörtel und Schutzbeschichtungen wurden entfernt. Zusätzlich wurden die 12 Knotenpunkte sowie die umliegenden Bereiche entrostet. An allen Knotenpunkten wurden Bohrungen im Stegbereich des U-Profil angebracht und die Anoden befestigt, d. h. 11 Opferanoden und eine Monitoring-Anode. Die Knotenpunkte erhielten einen Korrosionsschutz und eine Haftbrücke.
Für das formbündige Einfassen des Anodenbereichs wurden Schalungen gebaut. Bewehrungsgitter wurden zurechtgeschnitten, der Form des Gesimses angepasst, montiert und korrosionsbeschichtet. Daraufhin wurden die Anodenschalungen händisch ausbetoniert. Nach Entfernen der Schalungen wurden Ausbrüche und Anschlüsse mit Reparaturmörtel angearbeitet. Es erfolgte eine Reprofilierung der Knotenbereiche.
Rekonstruktion Hauptgesims
Die Verlustzone an der Gebäudehülle des Turmkopfes sollte repariert werden. Hierfür wurde loses und nicht tragfähiges Material an angrenzender Gebäudehülle abgetragen. Der stark korrodierte Ringanker wurde freigelegt, entrostet und mit mineralischem Korrosionsschutz vorbehandelt. Eine Baustahlmatte wurde zugeschnitten, in Form gebogen und an der Gebäudehülle verankert. Zusätzlich wurden Rabitz-Drahtmatten an der Baustahlmatte verdrahtet. Zur Rekonstruktion der halbrunden Form der Außengebäudehülle wurden Schalungen gebaut, die händisch ausbetoniert wurden.
Reprofilierung
Weitere ausgebrochene Fehlstellen am Hauptgesims wurden rekonstruiert, indem eine Armierung aus Draht und Schrauben angebracht wurde. Nach dem mehrlagigen händischen Vorwerfen erfolgte die Reprofilierung des Gesimses mit eigens angefertigten Zugschablonen.
Dachlaterne
Für die Dachlaternenrenovierung wurde ein Innenraumstandgerüst gebaut. Es erfolgte ein Komplettrückbau der Außenhaut der Dachlaterne inklusive händischer Entsorgung. Das Bestandsmaterial war Bauschaum verputzt.
Die innenliegende Metallkonstruktion wurde entrostet und erhielt einen Korrosionsschutz: Grund-, Zwischen- und Schlussanstrich bestanden aus SikaCor 663044.
Am Tragsystem wurden wie oben beschrieben Opferanoden angebracht. Vorab wurden die Montagestellen entrostet, und die freigelegten Befestigungspunkte der Anoden erhielten ebenfalls einen Korrosionsschutz.
Sowohl für die Rekonstruktion der Außenhaut wie auch für die Opferanoden wurden Schalungen gebaut, die händisch ausbetoniert wurden. Schalungskanten, Schalungsfehlstellen und Übergänge wurden innenseitig nachgebessert. Der Dachkranz wurde reprofiliert und die Schräge für die Fensterbankmontage hergestellt. An die Fensterumrahmung wurde einschließlich Putzträgermontage angearbeitet.
Raumschale
Risse im Inneren des Turmschaftes wurden saniert, indem Spiralanker eingelegt wurden und verpresst wurde. Ausbrüche an den Fensterleibungen wurden repariert. Die kompletten Flächen wurden verfestigt.
Tragkonstruktion Dachstuhl
Die Vogelschutzgitter im Dachstuhl wurden gelöst, gereinigt und wieder befestigt.
Die Tragkonstruktion des Dachstuhls wurde wie oben beschrieben entrostet und mit Rostschutz versehen.
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