Pfarrkirche Mariae Geburt Hannberg

Staatliches Bauamt Erlangen - Nürnberg
2017
Restaurierung
Herausforderung
Konservierung, Konsolidierung und Restaurierung der Raumschale
Herausforderung

Die Wehrkirche Hannberg ist eine befestigte Wehranlage der Kirche Geburt Mariens in Hannberg (Gemeinde Heßdorf), zehn Kilometer westlich der Stadt Erlangen in Mittelfranken.
Sie gilt mit ihren Ausmaßen von 73,5 x 56,2 Metern auf einer Grundfläche von 0,37 ha als drittgrößte Kirchenburg Deutschlands. Lediglich die Kirchenburgen in Ostheim und Rohr besitzen noch größere Grundflächen.
Der Zustand der Kirche machte Sanierungsmaßnahmen dringend notwendig.

Lösung

Untergrundvorbereitung – Entschichten und Reinigen von Putzflächen

Vor Beginn der Maßnahmen wiesen die Wände ein Konglomerat aus bis zu zehn Schichten Leim- und Kalkanstrichen auf. Um einen für Kalktechnik tragfähigen Untergrund zu erlangen, wurden lose Schichtenpakete, nicht tragfähige Altanstriche und Kittungen mechanisch abgetragen, ohne die Oberflächen aufzureißen. Leimfarbschichten wurden komplett abgewaschen. Anschließend erfolgte die Egalisierung der Oberfläche durch Verschleifen und Verspachteln störender Bereiche. Alle vorbereitenden Maßnahmen orientierten sich an bestandsbewahrenden Gesichtspunkten.

Vor Beginn dieser Maßnahme wurde eine aussagekräftige Musterfläche angelegt.

Reinigen der Gewölberippen im Chor

Die aus grauem Sandstein bestehenden Gewölberippen im Chor wurden mit Wishab-Schwämmen trocken gereinigt. Dies beinhaltete auch die Reinigung von Schluss- und Konsolsteinen.

Desinfektion von Schimmelbefall

Aufgrund von mikrobiell befallenen Untergründen und um eine Sporenbildung so nachhaltig wie möglich zu vermeiden, wurden Wand- und Deckenflächen nach Freilegung im Sprühverfahren mit 70-prozentigem Isopropanol desinfiziert. Der Auftrag erfolgte zeitlich versetzt in zwei Arbeitsgängen, anschließend wurde mit Wasser nachgewaschen.

Behandlung von Feuchteschäden

An Wand- und Deckenflächen des Kirchenraumes sowie im Bereich der Ostwand hinter dem Hauptaltar im Chorraum wurden Feuchteschäden mit dem Ziel behandelt, versalzte Putzbereiche zu festigen.

Zu diesem Zweck wurden nach Abtragen gelockerter Putzbereiche braun verfärbte Flächen durch das Aufbringen von Kompressen behandelt. Nach dem Abtrocknen der Kompressen wurden diese mechanisch abgenommen.

Reparatur und Konsolidierung von Putzflächen

Um eine homogene Oberfläche für eine Neufassung in Kalktechnik zu erlangen, sollte der Bestand der Putzflächen repariert und gefestigt werden. Zu diesem Zweck wurde der Putz innerhalb der betreffenden Fehlstelle zurück gekratzt und senkrechte Putzflanken hergestellt, die mit einer Kieselsol-Lösung gefestigt wurden. Anschließend wurden die Fehlstellen aufgefüllt. Bei tiefen Bereichen wurde der Ergänzungsmörtel mehrlagig aufgetragen. Darauf folgte eine abschließende Glättschicht. Die Oberfläche des Sichtputzes wurde so an die Umgebung angepasst, dass Übergänge im Streiflicht nicht erkennbar waren. Die Korngröße wurde individuell an den umliegenden Bestand angeglichen. Ein Übergreifen der Ausbesserung auf die Umgebung wurden ausgeschlossen und ein rissfreier Anschluss gewährleistet.

Alle Reparaturen wurden freskal mit einer Kalkschlämme grundiert, sodass sie sich hinsichtlich ihres Saugverhaltens an die Umgebung anpassten.

Vor Beginn der Maßnahme wurde eine aussagekräftige Musterfläche angelegt.

Im Bereich neu eingebauter Installationsleitungen und Verteilerdosen wurde der Putz ebenfalls repariert und ergänzt.

Putzangleichung im Sockelbereich

Im Sockelbereich des Langhauses wurde der Putz im Zuge früherer Sanierungsmaßnahmen bis zu einer Höhe von ca. 1,60 m erneuert. Der Übergang zum Altputz war im Streiflicht erkennbar.

Deshalb wurde der[nbsp]Putz im Bereich des Überganges der beiden Putzflächen zurückgearbeitet und durch Auftragen einer Glättschicht an den Altbestand angeglichen, sodass Übergänge nun im Streiflicht nicht mehr erkennbar waren. Die Korngröße wurde individuell an den Bestand angeglichen, was eine optimale Anpassung der Oberfläche an die Umgebung gewährleistete.

Alle Reparaturen und Putzergänzungen wurden freskal mit einer Kalkschlämme grundiert.

Rissreparatur

Bei Rissen, die mehrfach überspachtelt wurden und an deren Flanken und in deren unmittelbarer Umgebung sich Putzstücke oder –ergänzungen vom Untergrund lösten, wurden lose Spachtelschichten bis auf einen tragfähigen Untergrund abgenommen. Nicht tragfähige Putzergänzungen wurden ausgebaut und Schichtenstufen verschliffen. Rissflanken wurden mit Kieselsol gefestigt. Fehlstellen wurden ergänzt, der Riss temporär abgedichtet und Injektionskanülen eingebracht, über die der Riss mit Injektionsmörtel aufgefüllt wurde. Anschließend erfolgte die Kaschierung der Risszone mit Japanpapier.

Bei Rissen, deren Umgebung stabil war, wurden nicht tragfähige Überfassungen abgenommen und Schichtenstufen verschliffen. Auch hier wurden die Rissbereiche mit Japanpapier kaschiert.

Alle bearbeiteten Risszonen wurden vor dem Auftrag des allgemeinen Grundieranstriches einmal zusätzlich grundiert.

Für beide Instandsetzungsansätze wurden vorab Musterflächen angelegt.

Sicherung von abgelösten Stuckierungen durch Glasfaserdübel

Ablösungen im Bereich von Stuckierungen und Stuckornamentik wurden unter maximaler Bestandsschonung mittels Glasfaserstangen fixiert. Vorab wurde in einem Radius von ca. 5 bis 10 cm rund um die Bohrstelle mit Wischab-Schwämmen trocken gereinigt. Nach Einbringen der Bohrung wurde das Bohrloch ausgesaugt und mit einer Mischung aus destilliertem Wasser und Ethanol benetzt. Anschließend wurden die Glasfaserdübel hergestellt und eingeklebt. Nach Abbindezeit und gegebenenfalls Festigung mürber Mörtel am Bohrlochrand wurden die Dübel am Rand angeklebt. Die Hohlstellen wurden mit feinteiligem Kalkmörtel mit hydraulischem Bindemittelanteil verfüllt. Anschließend wurden die Bohrungen bündig, randgenau und retuschierbar mit Kalkmörtel verschlossen.

Punktuelle Fixierung durch Injektion

Im Bereich von Ablösungen an Stuckdecke und Wandflächen wurde durch Hinterspritzen punktuell fixiert. Hierfür wurde in einem Radius von ca. 10 mm um die zukünftige Bohrstelle mittels Wishab-Schwämmen trocken gereinigt. Anschließend wurden unter maximaler Substanzschonung Bohrungen gesetzt. Die Bohrlöcher wurden durch Aussaugen gereinigt und mit einer Mischung aus destilliertem Wasser und Ethanol benetzt. Anschließend erfolgte die Injektion von feinteiligem Kalkmörtel mit hydraulischem Bindemittelanteil.

Anschließend wurden die Bohrungen mit Kalkmörtel randgenau und retuschierbar verschlossen.

Reparatur des Deckenstuckes

Fehlstellen im Bereich des Stuckplafonds wurden gekittet, in Zug- und Antragstechnik ergänzt und dem Flächenbestand in Form und Struktur angeglichen.

Festigung durch Kaschierung mit Japanpapier

Chorgewölbeflächen und –freilegungen erhielten Kaschierungen aus Japanpapier und Klucel. Die entsprechenden Flächen wurden fotografisch dokumentiert.

Neufassung

Für die Neufassung aller Architekturteile wurden vorab aussagekräftige Musterflächen angelegt.

Die Wandflächen erhielten eine monochrome Neufassung mit händisch gemischter pigmentierter Kalkhydratsuspension in dünnschichtigem Aufbau.

Die Stuckdecke inklusive des umlaufenden Wandgesimses wurde in Leimfarbentechnik neu gefasst. Die polychrome, reversible Architekturfassung bestand aus den Grundtönen Ocker und Grau sowie den Akzenttönen Rosa und Weiß und orientierte sich so an dem bestehenden Farbkanon. Der Farbauftrag erfolgte als Grundierungs- und Endanstrich. Bei stark saugenden Untergründen wurde ein zusätzlicher Grundierungsanstrich mit Farbenleim aufgebracht.

Neufassung des Treppenaufganges

Handlauf, Wangen, Untersichten und Geländerteile des Treppenaufganges auf der Empore wurden gereinigt, angeschliffen und grundiert. Die Lackierung erfolgte mit Alkydharzfarbe, der Farbton wurde dem Bestand entsprechend gewählt.

Neufassung der Fenstereisen

Die Fenstereisen in Chor und Schiff wurden mechanisch entrostet, mit Rostschutzfarbe grundiert und zweimal mit Eisenglimmerfarbe gestrichen.

Die integrierten Lüftungsfenster in den Kirchenfenstern wurden gereinigt, geschliffen, ebenfalls mechanisch entrostet und zweimal außenseitig mit Eisenglimmer gestrichen.

Dokumentation und Kartierung

Alle Schäden und[nbsp]ausgeführten[nbsp]Maßnahmen wurden fotografisch festgehalten, in einer ausführlichen Dokumentation ausgearbeitet und in einer Kartierung lokalisiert.

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