Restaurierung der Aussegnungshalle des Südfriedhofs Nürnberg


Der Südfriedhof in Nürnberg ist der größte städtische Friedhof. Er wurde nach dem Vorbild des Münchner Waldfriedhofs als weitläufige Parkanlage gestaltet und 1913 eröffnet. In der ganzen Raumschale der als Kuppelbau gestalteten Aussegnungshalle waren unter modernen Farbauflagerungen große Teilbereiche historischer Marmorierungen erhalten.
Die Aussegnungshalle wurde seit Erbauung fünf Mal überarbeitet. Bei der dritten Renovierung wurden Dispersionsfarben verwendet, die sich teilweise ablösten. Der Untergrund bestand aus Tempera- und Leimfarbschichten.

Sicherung von Altputzlagen und historischen Putzflächen
Im Bereich loser und abgelöster Teile des historischen Putzes wurden zur Prüfung Sondagen angelegt. Je nach Bedarf und Untergrund wurden hohlliegende historische Putzlagen und Oberputze der Aussegnungshalle vor Freilegung durch Injektion in einem mehrstufigen Vergelungsverfahren konsolidiert.
Untergrundvorbereitung der Wand- und Deckenflächen
Um einen sauberen und tragfähigen Untergrund herzustellen wurden nicht festanhaftende Beschichtungen sorgfältig abgenommen.
Oberflächennahe Bindemittelanreicherungen auf dem zu beschichtenden Untergrund wurden gründlich entfernt. Alte Leim- und Kalkfarbanstriche wurden auf ihre Tragfähigkeit überprüft.
Lose Farbschichten wurden vorgenässt und dann von Hand abgelöst.
Die freigelegten Wand- und Deckenflächen wurden abgewaschen und nachgereinigt, um die vorhandene Leimfarbe abzunehmen.
Es wurde sorgfältig darauf geachtet, dass die Erstfassung der Wandflächen der Aussegnungshalle in Form von Marmorierungen durch diese Maßnahmen nicht in Mitleidenschaft gezogen wurde.
Soweit erforderlich wurden lose Fassungsschichten durch Hinterfüllen mit Injektionsmörtel niedergelegt.
Randsicherung von Putzkanten des historischen Altputzes
Falls erforderlich wurden Putzkanten des historischen Altputzes der Aussegnungshalle durch Auffüllen mit geeignetem Injektionsmörtel sowie durch Anböschen mit artgleichem Kalkmörtel konsolidiert.
Abnahme von Putz- und Kittrückständen aus Gips und Zement
Durch Putz- und Stuckergänzungen, welche im Zuge früherer Renovierungen unsachgemäß ausgeführt wurden, sind historische Flächen der Aussegnungshalle in Mitleidenschaft gezogen worden. Aus diesen nicht fachgemäßen Ausbesserungen ließen sich die Abscherungen ableiten.
Gips- und Zementüberarbeitungen, die keine ausreichende Festigkeit auf dem Mauerwerk aufwiesen und nur auf den Fassungen bzw. dem weicheren Kalkputz auflagen, wurden behutsam abgenommen und entfernt. Hierbei wurde sorgfältig darauf geachtet, dass die historischen Farbfassungen und die historische Putzsubstanz keinen Schaden nahmen.
Nachkittungen von Fehlstellen, Nacharbeit unzureichender alter Kittstellen
Alte Bestandskittstellen wurden vom Niveau her an den Bestand angeglichen. Hierzu wurden teils zu hoch gekittete Bereiche mechanisch zurückgetrieben. Nicht randgenau gekittete Bereiche wurden zurück gearbeitet. Unter Niveau gekittete Stellen und Bereiche wurden randgenau nachgekittet.
Fixierung von Ablösungen mittels Glasfaserdübeln/ -stangen
Arkadenbögen und diverse Stuckierungen der Aussegnungshalle waren locker und gefährdet. Unter maximaler Substanzschonung erfolgte deshalb eine Fixierung mittels Glasfaserstangen. Hierfür wurden Bohrungen gesetzt, durch Absaugen gereinigt und benetzt. Daraufhin wurden die Glasfaserstangen hergestellt und eingeklebt. Nach Abbindezeit wurden die Glasfaserstangen am Bohrlochrand angeklebt. Gegebenenfalls wurde mürber Mörtel am Bohrlochrand gefestigt. Daraufhin wurden die Hohlstellen mit feinteiligem Kalkmörtel mit hydraulischem Bindemittelanteil verfüllt.
Die Glasfaserstangen wurden bündig abgeschlossen und randgenau bis zur endgültigen retuschierbaren Kittung verschlossen.
Ausgleichen von unebenen Flächen und Rissen
Zur Egalisierung und Homogenisierung rauer mineralischer Untergründe, zur Ausbesserung von Fehlstellen und Unebenheiten, zum Schließen von Rissen sowie zum Abglätten ungleichmäßig abgescheibter Putzflächen wurde eine Spachtelmasse von sehr guter Fülle und geringem Schwund aufgebracht. Die so beschichteten Flächen wurden in mehreren Arbeitsgängen nachgenässt, wodurch eine schnellere Carbonatisierung des Bindemittels erfolgt. Daraus resultieren verbesserte technische Eigenschaften sowie eine deutlich verringerte Kreidung der Oberfläche.
Schließen von Hohlräumen, Stuckergänzungen
Hohlräume wurden geschlossen und Totalverlustzonen im Stuck sowie historischen Putz der Aussegnungshalle in gleicher Putzstruktur und –mischung nach Bestand ergänzt.
Marmorierung der Wand- und Deckenflächen
Jüngere Ergänzungen und sonstige Fehlflächen wurden passend zum Niveau der bauzeitlichen Fassung der Aussegnungshalle überarbeitet. Fehlflächen und verbleibende jüngere Überfassungen wurden grundiert. Anschließend wurde in mehreren Arbeitsgängen eine Kaseinemulsion aufgebracht. Die Herstellung des Marmorimitats erfolgte durch den Auftrag von mindestens zwei Grundfarben und Einmalen der Marmorierung mit Pinsel oder Federkiel. Als Vorleistung wurde zur Abstimmung der ästhetischen Qualität eine entsprechend große Musterfläche angelegt, die sich an der Erstfassung der Aussegnungshalle orientierte. Die Musterfläche wurde Teil der Gesamtfläche.
Alle in der Aussegnungshalle durchgeführten Arbeiten wurden sorgfältig dokumentiert und festgehalten.