Restaurierung der ev.-luth. Pfarrkirche Pilgramsreuth

Staatliches Bauamt Bayreuth
2016
Denkmalpflege
Herausforderung
Putzinstandsetzung an der Fassade der Pfarrkirche
Herausforderung

Die ev.-luth. Pfarrkirche in Pilgramsreuth, der vermutlich ein Vorgängerbau aus dem 14. Jahrhundert vorausgeht, liegt im Kreis Rehau in Oberfranken.

Das Mauerwerk besteht aus Bruchsteinmauerwerk, vermutlich vorrangig aus Kornberggranit hergestellt und anschließend verputzt. Der Putz wurde zu einem großen Teil während der letzten großen Maßnahme in den 70iger Jahren des 20. Jahrhunderts abgenommen und neu aufgetragen. Daher war davon auszugehen, dass nur noch wenige Reste von Originalputzen vorhanden sein würden.
Die Putzfassade lag bis zu 80 Prozent[nbsp]der Fläche hohl, teilweise wies der Putz Mürbezonen auf sowie Risse und Risssysteme. Vor allem im Bereich der Sakristei war eine Belastung durch Salze zu beobachten. Der Bestand wies ca. drei verschiedene Putzmörtel auf, welche teilweise aufgrund von unterschiedlicher Zusammensetzung divergierende Reaktionen auf die Bewitterung zeigten.

Lösung

Aufgrund der ausführlichen Untersuchungen im Labor sowie an Musterflächen der Turmfassade kam bei den Putzarbeiten an der Fassade ausschließlich RCP Salzspeicherputz SPI zur Anwendung.


Reinigungsarbeiten


Die Reinigung historischer Putze und des Natursteinmauerwerks an den Fassadenflächen erfolgte im Dampfstrahlrotationsverfahren. Moos- und Algenbefall wurde mit KEIM Algicid behandelt und entfernt, anschließend wurde gründlich nachgewaschen.


Schutzverkleidung


Um ein Aufbrennen des Mörtels zu verhindern, wurden abschnittsweise die Gerüstinnenflächen an den zu bearbeitenden Fassadenbereichen mit Vlies abgehängt. Die Abhängung wurde in einem Abstand von 30 cm zur Fassade am Gerüst befestigt, sodass ein geschlossener, aber hinterlüfteter Schutzvorhang entstand. Diese Abhängung wurde durchgängig feucht gehalten.


Putzinstandsetzung


Defekte Mauerwerksfugen wurden vorsichtig ausgebaut, sodass angrenzender Naturstein keinerlei Beeinträchtigungen ausgesetzt war. Dann wurden die betreffenden Fugen gesäubert und gegebenenfalls ausgesaugt, um lockeres Material vollständig zu entfernen. Anschließend wurden die Fugen gründlich vorgenässt und mit RCP verschlossen. Im Bereich tiefer Fugen erfolgten eine Tiefenverfugung sowie eine Sichtverfugung.


Auf den nichtsaugenden Granit wurde eine Pufferlage als Haftgrund einmassiert. Der Auftrag des RCP Compound A01 erfolgte mittels kurzer Bürsten.


Vertiefungen mit mehr als 50 mm Tiefe wurden vorgenässt und vorab von Hand in Kellenwurftechnik vorgeworfen und als Untergrundvorbereitung ausgeglichen.
Anschließend folgte der Spritzbewurf mit Vorspritzmörtel (RCP Salzspeicherputz SPI) in igelartiger Form. Ziel der Applikation war die Herstellung einer guten Haftbrücke. Da es sich beim Trägermaterial um Bruchsteinmauerwerk handelt, wurde davon ausgegangen, dass unterschiedliches Material Verwendung gefunden hatte. Daher wurde der Spritzputz vollflächig angetragen.


Auf den Spritzbewurf wurde nach fachgerechter Vornässung die Grundputzlage aufgetragen. Als Vorbereitung für den Oberputz wurde die Putzlage abrapportiert und aufgeraut.
Auf den Grundputz folgte dann die Deck- oder Sichtputzlage, die wie in den vorherigen Musterflächen abgestimmt, gefilzt, mit der Bürste verschlichtet und verwaschen wurde.


Je nach Witterung wurden entsprechende Schutzverkleidungen angebracht.


Der Putz wurde sauber an umgebende Bauteile angeschlossen. Exakte Übergänge von Neuputz zu Sichtteilen und Steingewänden wurden hergestellt.


Außenecken wurden durch Anbringen von Schlagbrettern und Putzhaken neu ausgebildet. Die Anschlussflächen wurden verputzt, die Latten nach Trocknung auf die anliegende Eckenfläche umgesetzt und beigeputzt. Ziel war gemäß denkmalpflegerischer Gesichtspunkte die Herstellung von Ecken ohne Verwendung von Eckschutzschienen.
Da auch Natursteine/ Granit überputzt wurden, machten auch solche Kanten das Anbringen von Anschlagbrettern notwendig.


Wo keine Sockelbildung vorhanden war, wurden Putzflächen der Fassaden nicht bis zum Boden verputzt. Auf einer Höhe von ca. drei cm über dem Boden wurde eine Latte eingekeilt, welche nach Beendigung der Putzarbeiten entfernt wurde.


Konsolidierung und Konservierungsmaßnahmen


Zum Zeitpunkt der ausgeführten Maßnahmen waren drei Bereiche bekannt, die historische Farbfassungen aufwiesen. Hierbei handelte es sich um die florale Malerei um die Ziffernblätter der Turmuhren an drei Seiten, der Fugenstrich an der Südfassade im Bereich eines Maßwerkfensters und eine Sonnenuhr, die unter der jetzigen Sichtfassung der Sonnenuhr zu vermuten war. Der Umfang war aus der Dokumentation, die im Vorfeld erstellt wurde, ersichtlich. Diese erhaltenswerten Bereiche wurden konservatorisch behandelt, was eine Festigung des Untergrundes wie auch der Malschichten beinhaltete. Hohlliegende Putzinseln wurden durch Hinterfüllen mit Injektionsmörtel über eigens gesetzte Kanülen konsolidiert. Die Randsicherung von Putzkanten erfolgte durch Anböschen mit geeignetem Material.


Dokumentation


Alle an der Fassade der Pfarrkirche ausgeführten Maßnahmen wurden sorgfältig festgehalten und in einer ausführlichen Dokumentation ausgearbeitet.

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