Restaurierung der Fassade des Oberen Tores in Nabburg

Stadt Nabburg
2015
Restaurierung
Herausforderung
Restauratorische Putz- und Malerarbeiten an der Fassade
Herausforderung

Das nördliche der beiden Stadttore in Nabburg ist das Obere Tor. Der bereits um die erste Jahrtausendwende errichtete und im 16. Jahrhundert in seine jetzige Form umgebaute achteckige gotische Turm wurde 1995 mit Fördermitteln saniert.
Starker Schimmelbefall im Bereich der Fensterleibungen und die damit verbundene Raumluftbelastung lassen eine weitere Nutzung jedoch nicht zu. Um das Gebäude wieder einer Nutzung zuführen zu können, müssen Maßnahmen ergriffen werden, die den gegenwärtig vorhandenen bauphysikalischen Defiziten entgegenwirken. Das Hauptaugenmerk gilt dabei den Oberflächentemperaturen an den Innenseiten der Außenwände. Ein weiteres Problem stellt die Feuchteaufnahme über die Fassade infolge offener, ausgefrorener Fugen dar. Die Untersuchung des Fugenmörtels hat eine sehr hohe bis extreme Salzbelastung ergeben.

Lösung

Natursteinflächen

Die Natursteinfassade des Oberen Tores in Nabburg wurde mit speziellen Düsen in einem Spezialrotationsdampfstrahlverfahren gereinigt, wobei darauf geachtet wurde, dass es bei historischer Substanz im Allgemeinen und bei Fugen im Besonderen in keinster Weise zu Ausdünnungen kam.
Algenbefall und Moosbewuchs wurden entfernt und die behandelten Flächen mittels Heißwassergeräten nachgewaschen.
Anschließend erfolgte die restauratorische Instandsetzung des steinsichtigen Mauerwerks. Fremdmaterial wurde entfernt bzw. ausgespitzt, Fugen wurden ausgeräumt und wiederverfugt sowie in Teilbereichen fachgerecht ergänzt, wobei bestehende Fugen soweit möglich erhalten wurden. Mürbe, nicht mehr zu haltende Klinker- oder Bruchsteine wurden vorsichtig bis zu einer ausreichend festen Schicht ausgespitzt. Das Mauerwerk wurde sodann wieder mit historisch handgebrannten Ziegeln oder Bruchsteinen in nach Bestand differenzierten Farbtönen geschlossen.
Die Natursteinflächen wurden imprägniert, mürbe Bereiche wurden verfestigt.
Daraufhin wurden Ergänzungsarbeiten sowie die Kittung und der Antrag von Fehlstellen oder Abplatzungen mit farblich differenzierten Restaurierungsmörteln ausgeführt. Ergänzungen, Reparaturen und Kittungen wurden falls erforderlich mit getönten Lasuren an den Bestand angeglichen.

Putzflächen Turmkopf

In Teilbereichen wurde loser, schadhafter bzw. nicht mehr tragfähiger Altputz bis zum Mauerwerksgrund entfernt. Auf diese Weise abgeschlagene Altputzflächen wurden entsprechend der vorgegebenen Putzstärke mit artgleichem Material und in Angleichung an die vorhandene Putzstruktur beigeputzt.
Als separate Gewebespachtelung wurde auf den vorbereiteten Unterputz bzw. auf vorbereitete Altputzflächen ein hochreißfestes Glasfasergewebe eingebaut. Ecken von Fenstern und Türöffnungen wurden zusätzlich mit diagonal angeordneten Streifen bzw. Armierungspfeilen bewehrt. Die Spachtelung erfolgte mit vergütetem Kalkputzmörtel in einer Auftragsstärke von drei bis fünf Millimetern.
Tiefe Rissstrukturen in Mauerwerken, aufgebrochene Substruktionen und statische Setzrisse wurden geöffnet und mittels Staubsaugern, Spachteln oder harten Pinseln gereinigt. Aufgebrochene Mauerwerksstrukturen wurden mit Kalktrassmauermörtel geschlossen bzw. verpresst und gegebenenfalls mit Klinkerbruchstücken ausgezwickt. Sofern nötig wurden zur Verbesserung der Haftung Vorinjektionen mit dispergiertem Kieselsäureester vorgenommen.
Im Bereich der losen und abgelösten Teile des Fassadenputzes wurden zur Prüfung Sondagen angelegt und Hohlstellen in einem mehrstufigen Injektionsverfahren hinterfüllt. Historische Putzlagen und Oberputze wurden je nach Bedarf des Untergrundes mit Kieselsäureester, PLMA oder Ledan gesichert.
Rissverschluss und Putzausbesserungen erfolgten in gleicher Putzstruktur und –mischung wie der vorhandene Altputz, in gefährdete Bereiche wurde Glasgewebe eingebettet.
Der mineralische Edelputz wurde als feiner Filzputz nach historischem Vorbild in geriebener, bewegter Struktur ausgeführt.
Neuputzstellen wurden mit Ätzflüssigkeit 1:3 mit Wasser verdünnt dreimal nass in nass satt eingestrichen. Anschließend wurden diese Flächen sorgfältig mit reichlich Wasser nachgewaschen.
Auf Altputzflächen wurde Fixativ 1:1 mit Wasser verdünnt mit der Bürste aufgetragen, wobei darauf geachtet wurde, dass der Untergrund satt getränkt wurde.
Der Grundanstrich der Putzflächen bestand aus Purkristalat unter Zusatz von 100% Kristall-Felsit und mit nach Vorschrift eingesumpftem Farbpulver. Der Grundanstrich wurde je nach Saugfähigkeit des Untergrundes mit Fixativ verdünnt und mit der Bürste aufgebracht.
In den Zwischenanstrich ebenfalls bestehend aus Purkristalat wurde 50% Kristall-Felsit eingerührt. Auch er wurde je nach Saugfähigkeit des Untergrundes in individuell abgestimmten Verdünnungsstufen aufgebracht.
Der Schlussanstrich bestand rein aus Purkristalat mit dem entsprechend eingesumpften Farbpulver. Zwischen- und Schlussanstrich wurden ebenfalls mit der Bürste aufgebracht.

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