Restaurierung der Sgraffito-Fassade - Regierung von Unterfranken

Staatliches Hochbauamt Würzburg
2015
Restaurierung - Sonderprojekt
Herausforderung
Sonderprojekt, Restaurierung der Innenhoffassaden aus Sgraffitoputz
Herausforderung

Die Innenhoffassaden des um 1955 errichteten Gebäudes der Regierung von Unterfranken zeigt das größte neuzeitliche Sgraffito Bayerns. Die wunderschöne Gestaltung greift die bestehende Fassadengliederung auf und wurde vollständig von uns gereinigt, konsolidiert und restauriert.

Lösung

Baubegleitende Untersuchungen

Zur Überprüfung der Materialkenndaten sowie zur Bewertung des visuellen Erscheinungsbildes wurden vor der Anwendung am Objekt Mörtelprüfprismen hergestellt, deren Untersuchung durch ein Fachlabor erfolgte.

Reinigung der Fassaden

Unpassende, ästhetisch störende Retuschen wurden durch Einsatz von umweltverträglichem, chemischen Kompressen- oder Pastenmaterial entfernt. Um eventuelle Rückstände der gelösten Fassung abzunehmen, erfolgte anschließend die Nassreinigung der Fassade im Hochdruckwasserstrahlverfahren. Um die feuchtetechnischen Eigenschaften und die ästhetische Wirkung der Putzoberfläche zu verbessern, wurden auf diese Weise auch biogene Beläge und anhaftende Verschmutzungen entfernt. Stark geschädigte und fragile Putzbereiche waren davon ausgenommen.
Partiell auftretende schwarze Oberflächenkrusten an der Fassade wurden rückstandsfrei im Partikelstrahlverfahren reduziert.

Konsolidierung von Hohlstellen

Hohlstellen wurden soweit möglich über die sich abzeichnenden Risse in einem mehrstufigen Injektionsverfahren hinterspritzt. Hierfür wurden Rissbereiche vorsichtig mittels Skalpell geöffnet und erweitert. Rissflanken wurden bis auf die Injektionsstellen wie z. B. Injektionsnieten, Packer oder Schläuche geschlossen und so mögliche Ausflussöffnungen mit reversiblem Material temporär abgedichtet. Waren keine Zugänge vorhanden, wurden durch schlagfreies Bohren unter maximaler Substanzschonung Injektionslöcher geschaffen. Mögliche Deformationen der Bestandsoberfläche während der Hinterfüllung mit mineralisch gebundenen, fließfähigen Massen wurden durch entsprechende Stützkonstruktionen ausgeschlossen.
Anschließend wurden die eingemörtelten Schläuche oder Packer vorsichtig herausgelöst und die Injektionslöcher mit der Umgebung entsprechend eingefärbtem Putzmörtel gekittet.

Restaurierung des Fassadenputzes

Absandende Putzschadstellen an der Fassade wurden vor dem Antragen gefestigt. Auskragende und scharfkantige Abbruchkanten und Schalenränder wurden zum Ausgleich und zur Oberflächenanbindung unter kleinstmöglichen Fasen angeböscht.
Oberflächliche Risse und aufschuppende Bereiche wurden mit in Körnung und Farbe dem Bestand angepassten Massen verschlossen bzw. verschlämmt. Das Material wurde so eingestellt, dass keine zusätzliche Retusche notwendig wurde. Nach Anziehen der Masse wurden Materialüberstände entfernt und die Linien der Gliederung in den Musterbereichen der Fassade wieder herausgearbeitet. Fehlstellen im Sgraffitoputz wurden mit ebenfalls eingefärbtem Putz ergänzt und gegebenenfalls retuschiert, wobei die Färbung der Sgraffitoschichten im Bereich der Fehlstellen entsprechend übernommen wurden. Die Übergänge von Putzergänzung zu Bestandsputz wurden weich und ansatzlos hergestellt. Durch geeignete Bearbeitungstechniken wurde auch die Struktur der Ergänzung dem umgebenden Bestand angepasst, wobei auf eine exakte Linienführung der grafischen Details der Fassade geachtet wurde.
Defekte und ästhetisch unbefriedigende Ausbesserungen im Fassadenputz oder nicht mehr zu sichernde Putzbereiche wurden ausgetauscht. Das Ziel dieser Maßnahme stellte die Gefahrenabwehr, die Herstellung eines geregelten Wasserablaufs an der Oberfläche sowie die Rekonstruktion der Musterbereiche mit ihrer ursprünglichen Gestaltung dar.

Lasurauftrag

Auf den gereinigten blau-grauen Oberflächen des Sgraffito-Putzes erfolgte zur Aufwertung des optischen Erscheinungsbildes der Fassade ein ansatzloser, fahnenfreier Lasuranstrich mittels Bürsten und Pinseln. Hierfür wurde eine monochrome Lasur bestehend aus zweikomponentiger Reinsilikatfarbe hergestellt. In den ockerfarbenen Bereichen wurden visuell stark störende Bereiche, was z. B. auf unterschiedliche Abwitterung zurückzuführen war, retuschiert.

Musterflächen

Vor Beginn jeder Maßnahme an der Fassade wurden aussagekräftige Musterflächen in Bereichen angelegt, die die jeweils signifikanten Fragestellungen aufwarfen.

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