Restaurierung des Palais Stutterheim in Erlangen


Das Palais Stutterheim wurde von 1728 bis 1730 für Amtshauptmann Christian Hieronymus von Stutterheim nach Entwürfen von Wenzel Perner erbaut. Im Inneren finden sich zahlreiche Stuckarbeiten nach dem Vorbild des Bayreuther Hofstuckateurs Andrea Domenico Cadenazzi.
Die in den einzelnen Räumen übereinander liegenden Farbfassungen stammen aus der Zeit von 1885 bis in die Gegenwart. Als erste Fassung ließ sich für fast alle Räume ein mehrlagiger, teilweise pigmentierter Kalkanstrich nachweisen. Darauf folgend wurden bis zu sechs Gestaltungen aus Leim-, Kalk-, Öl- und Dispersionsfarbe dokumentiert. In allen Bereichen ließen sich Putzrisse und Ausbrüche beobachten.

Restauratorische Stuckarbeiten
Sämtliche Stuckelemente wurden freigelegt und ausgebessert, um die ursprünglichen Formen der plastisch gestalteten Profile, Friese und Faschen wiederzugewinnen. Im Deckenbereich wurden Stuckgesimse vorsichtig abgenommen. Als Vorbereitung zur Montage neuer Gesimsteile erfolgte ein glatter Rückschnitt und eine Reinigung des Untergrundes.
Alle Wand- und Deckenflächen wurden auf Versalzungen der Stuckputzschicht kontrolliert. Betreffende stark versalzte Bereiche wurden abgeschlagen.
Die vorhandene Stuckatur wurde ausgebessert und teilweise als Antragsstuck nach bestehendem Vorbild erneuert. Profilierter Stuckgips wurde reprofiliert.
Hohlstellen in Stuckierungen wurden durch Injektagen hinterfüllt und lose Stuckprofile nachgedübelt.
Zur direkten Anbringung von Profilen an nicht geraden Decken- und Wandflächen wurden Zugschlitten hergestellt und Zugvorrichtungen montiert. Anschließend wurden in solchen Bereichen Profile vor Ort gezogen, wobei Material und Oberfläche an den Bestand angepasst wurden.
In anderen Bereichen wurden Stuckprofile in unserer Werkstatt[nbsp]im Tischzug gezogen und die Elemente anschließend angebracht und vorsichtig verdübelt.
Restauratorische Putzarbeiten
Wand- und Deckenflächen ohne Stuckierungen wurden vollständig abgebeizt. Nach vorgegebener Einwirkzeit wurde der Abbeizer mittels Spachteln entfernt und mit Heißdampfgeräten nachgewaschen.
Fehlstellen, kleinere Schäden, Elektro- und Heizungsschlitze, Schäden durch die Demontage von Bauteilen u. ä. wurden durch Kitten geschlossen und in Niveau und Oberfläche an den Bestand angepasst.
Risse in Wand- und Deckenflächen mit und ohne Stuckdekor wurden gesäubert und durch Einspritzen und Eindrücken von Stuckputzmörtel und Kalkglätte kraftschlüssig verschlossen.
In glatten Decken- und Wandbereichen mit starkem Rissbild wurde eine reversible Vliesüberklebung angebracht, deren Kanten mittels einer dünnen Kalkspachtelschicht geglättet wurden.
Historische Putzflächen wurden mit Kalk-Gipsglätte überspachtelt.
Farbfassung
Wand- und Deckenflächen mit und ohne Stuckprofilierung sowie solche mit dekorativem Stuckdekor wurden nach vorhandenem Farbbefund mit einer Lasur vorgearbeitet und anschließend bis zur ausreichenenden Deckung mit bis zu vier Kalkfassungen versehen. Stuckierungen wurden mehrfarbig ausgeführt und von den Rücklagen abgesetzt.
Im Wandbereich wurde die Schablonenmalerei als Fries mit ornamentaler Musterung mehrfarbig nach vorhandenem Farbbefund rekonstruiert. Dies beinhaltete die Herstellung von Schablonen. Der Antrag erfolgte als Kalkfassung in Lasuren bis zur ausreichenden Deckung.
Auch die Bänderung als Begleiter im Wand- und Deckenbereich wurde nach vorhandenem Farbbefund rekonstruiert.
Mittels Hydroxypropylcellulose mit niedriger Viskosität für historische Flächen wurde zum Schutz der gekalkten Flächen eine unsichtbare Fixierung als Oberflächenversiegelung im Sprühverfahren aufgebracht.
Dokumentation
Alle im Palais Stutterheim ausgeführten Arbeiten wurden sorgfältig festgehalten und in einer ausführlichen Dokumentation ausgearbeitet.