Restaurierung von Raumschale, Stuckdecke und Ausstattung der Schlosskirche in Aufseß

Ev.-luth. Kirchengemeinde Aufseß
2011
Denkmalpflege
Herausforderung
Konservierung, Konsolidierung, Rekonstruktion und Neufassung von Raumschale, Stuckdecke und Ausstattung
Herausforderung

Anstelle der heutigen Pfarrkirche stand bereits eine Kapelle zum hl. Blasius und Pankratius, bezeugt in der Stiftungsurkunde von Otto von Aufseß im Jahre 1309.
Bis nach dem dreißigjährigen Krieg war die Kapelle von einem Friedhof umgeben. Durch die Hussitenkriege, Bauernkriege und den[nbsp]dreißigjährigen Krieg wurde mit der Burganlage auch die Kapelle verwüstet und danach im Stil der Zeit wieder aufgebaut. Spätestens seit 1593 diente sie dem evangelischen Gottesdienst. Die jetzige evangelische Pfarrkirche wurde von 1740 bis 1742 unter Christoph Ludwig von Oberaufseß[nbsp]anstelle der 1645 errichteten Kirche erbaut.

Das Gotteshaus ist in schlichtem Barock gehalten, eine kleine Saalkirche mit hochrechteckigen Fenstern und dreiseitig geschlossenem Chor.[nbsp]Die Lage im hügeligen Burggelände bringt es mit sich, dass der Eingang in die Kirche in der Mitte der südlichen Längsachse ist. Durch das ansteigende Burggelände gelangt man von hinten direkt in die erste Empore.
An der südlichen Außenseite befindet sich das neugotische Grabdenkmal für den 1872 verstorbenen Hans von Aufseß, dem Gründer des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg.

 

Lösung

Schutzmaßnahmen


Die Ausstattung wurde mittels Einhausungen gegen Staub, Schmutz und Beschädigungen aller Art geschützt. Einzel- und Kleinteile, Figuren, Bilder, Leuchter usw. wurden abgebaut und eingelagert. Die Bodenbeläge wurden abgedeckt.


Putzarbeiten, Risssanierung und Konsolidierung von Hohlstellen


Elektroschlitze wurden mit Kalkmörtel geschlossen und in Niveau und Struktur an den umliegenden Bestand angeglichen.
Mürbe und schadhafte Putze wurden abgenommen. Putzreparaturen wurden mit grobem und feinem Kalkputz ausgeführt und ebenfalls an die Bestandsoberflächentextur angepasst.
Putzrisse wurden geöffnet und mit Kalkmörtel geschlossen.
Putzhohlstellen wurden in einem mehrstufigen Injektionsverfahren hinterfüllt und so konsolidiert.
Als Entsalzungsmaßnahme fanden Celluslosekompressen Anwendung.


Restaurierung der Stuckaturen und Neufassung


Die handgeschmiedeten Nägel in den figürlichen Stuckaturen wurden mit Tannox Rostumwandler bestrichen. Mit Schimmel und Stockflecken befallene Bereiche wurden mit Isopropanol behandelt.
Stuckreparaturen wurden mit grobem und feinem Kalkputz ausgeführt und in Niveau und Textur an den Bestand angeglichen.
Die farbige Istfassung wurde im Trockenreinigungsverfahren mittels Akapad-Schwämmen gereinigt. Anschließend erhielten Wand- und Deckenflächen im Kirchenraum einen dreifachen Kalkanstrich als Grundierung bis eine gleichmäßige Oberfläche entstanden war. Auf diese Grundierung wurden zwei Anstriche aus pigmentierten Kalklasuren[nbsp]aufgebracht.
Die Vergoldungen am reichverzierten Wappen derer von Aufseß wurden in Öltechnik mittels 23-Karat-Blattgold ausgeführt.


Restaurierung der Ausstattung


Die Emporenbrüstungen wurden mit Holzersatz ausgefugt und mit Lascaux und Pigmenten retuschiert.
Der Altar wurde mittels Staubsaugern vorsichtig abgesaugt. Aufstehende Farbschollen wurden mit Hausenblasenleim niedergelegt und Ausbrüche in der marmorierten Oberfläche mit Kreidekitt geschlossen. Retuschen wurden mit Retuschierfirnis und Pigmenten ausgeführt und nach ausreichender Trocknung mit Dammarharz abfrottiert.
Alle Goldverzierungen wurden mit Rehleder gereinigt, die vorhandenen Kerzenwachsspritzer mit Heißluftfön und Shellsol entfernt. Auch hier wurden Fehlstellen mit Kreidekitt geschlossen und mit 23-Karat-Blattgold ausgebessert. Mattvergoldungen wurden in Öl-, Glanzvergoldungen in Polimenttechnik ausgeführt.
Das Altarblatt wurde ebenfalls[nbsp]mit Shellsol gereinigt und nach der Entfernung von Wachsspritzern mit Gemäldefirnis überzogen.
Kanzeldeckel und -korb aus Stuckmarmor wurden leicht feucht unter Zugabe von Shellsol gereinigt und mit Hasenleimlösung mehrfach auffrottiert. Die Bekrönung am Kanzeldeckel und an der Wand mit vielen fehlenden, teilweise nur aufgemalten floralen Stuckelementen wurde nach augenscheinlichem Befund ergänzt und neu gefasst.
Die teilweise stark vergilbten Gemäldeoberflächen der beiden Ölbilder mit reichverziertem Rahmen wurden vorsichtig von Sekundärfirnis befreit. Die gereinigte Oberfläche wurde mit Gemäldefirnis als Reduktionsüberzug neu überzogen. Die teilweise aufstehende Goldfassung an den Rahmen wurde mit Hausenblasenleim niedergelegt, mit Kreidekitt gekittet und mittels Muschelgold retuschiert.


Dokumentation


Vor- und Endzustand sowie alle ausgeführten Maßnahmen wurden sorgfältig festgehalten und in einer ausführlichen Dokumentation ausgearbeitet.

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