St. Erhard Steppach

Ev.-luth. Kirchengemeinde Pommersfelden
2018
Restaurierung
Herausforderung
Innenrenovierung der Kirche, Restaurierung der Ausstattungsgegenstände
Herausforderung

Die Pfarrkirche geht in Bauteilen bis auf das 15. Jahrhundert zurück. Als Besonderheit wird die komplette Altarwand von einem Fresko bedeckt, das 1942 von Prof. Rudolf Schäfer geschaffen worden war.

Die gesamte Raumschale einschließlich des Freskos und der ebenfalls sehr schönen Stuckdecke mit Gemälde sollten instandgesetzt und restauriert werden. Auch alle Ausstattungsgegenstände wie Altar und Orgel sollten restauriert bzw. neu gefasst werden. Die Emporenbrüstung, die von einer eher unschönen neuzeitlicheren Renovierungsfassung bedeckt war, sollte umgestaltet werden.

Lösung

Stuckdecke mit Deckengemälde


Die vorhandene Leimfarbfassung auf den ebenen Rücklagen der Decke, an der Hohlkehle, den umlaufenden Gesimsen, der Ornamentik und dem Wappen wurde mit warmem Wasser eingestrichen, quellen gelassen und mit Bürsten oder Schwämmen bis zu einem tragfähigen Untergrund abgewaschen bzw. abgekratzt. Die Ornamentik und das Wappen wurden zusätzlich mit Heißdampfgerät, Pinseln und kleinen Schwämmen nachgereinigt. Das Deckengemälde wurde trocken gereinigt.


Entfestigte Hohlstellen im Deckenputz wurden punktuell mit rein mineralischem Injektionsmörtel hinterspritzt. Hierfür wurden kleine Öffnungen gebohrt und Kanülen gesetzt, über die mit geringem Druck die Injektage erfolgte. Nach Verfestigung des Injektionsmörtels wurden die Schläuche entfernt und die Injektionskanäle mit feinem Kalkmörtel niveau- und strukturgleich verschlossen und geglättet.


Das Deckengemälde wurde gefestigt. Mehrere, meist quer zur Decke verlaufende Risse wurden mit feinem Kalkmörtel geschlossen und mit Filzscheiben niveaugleich geglättet. Vorab wurden alte, lockere oder unpassende Risskittungen entfernt, ohne die Risse zu erweitern. Die Risse wurden vor Neukittung mit dem Staubsauger ausgesaugt, um so lockeres Material zu entfernen. Rissflanken wurden mit Kalksinterwasser vorgenässt. Risse im Deckengemälde wurden mit Spritzen vergelt. Die gesamte Deckenfläche wurde mit einer rein weißen Kalklasur in historischer Technik grundiert.


Darauf folgte der Voranstrich ebenfalls in rein weißer Kalklasur. Die Schlussfassung der Decke entsprach der vorhandenen Farbigkeit. Zum Abtönen der Kalkfarbe fanden ausschließlich kalkechte Pigmente aus der Farbpalette des 18. Jahrhunderts Anwendung. Die endgültige Farbfassung wurde über Musterflächen ermittelt.


Das Deckengemälde wurde retuschiert.


Das Wappen wurde nach Befunduntersuchung ebenfalls dem Bestand entsprechend neu gefasst (Die Befunduntersuchung wurde ebenfalls von uns durchgeführt).


Wandflächen


Die vorhandene Leimfarbfassung aller Wandflächen und der Untersichten bzw. Decken der Emporen wurde wie oben beschrieben bis auf einen tragfähigen Untergrund abgewaschen.


Mechanische Beschädigungen an den Wänden sowie Risse ohne statische Ursache wurden mit feinem Kalkmörtel niveau- und strukturgleich ausgebessert.


Statische Risse an den Wänden wurden geöffnet und Altkittungen entfernt, ohne die Risse weiter zu öffnen. Anschließend wurden sie mit Staubsaugern ausgesaugt. Injektionspacker wurden gesetzt und die Risse mit Kalkmörtel unter Niveau wieder verschlossen. Nach Verfestigung der Kittungen wurde über die Packer dünnflüssiger Verpressmörtel eingepresst. Anschließend wurden die Packer entfernt und die Risse niveau- und strukturgleich mit Kalkputz verschlossen.


Feuchter, versalzter Putz im Sockelbereich wurde mechanisch abgenommen. Das freigelegte Mauerwerk wurde abgebürstet. Auf das so vorbereitete Mauerwerk wurde ein Sanierputz als Spritzbewurf aufgebracht. Nach Trocknung wurde mit einem Saniergrundputz vorgeputzt und die Oberflächen aufgekämmt. Darauf folgte der Sanierputz und der Überzug mit Putzglätte auf Kalkbasis. Die Oberflächen wurden dabei in Höhe und Beschaffenheit an den Altputz angeglichen.


Alle Wandflächen erhielten sodann eine Neufassung mit mindestens zwei Jahre gelagertem Sumpfkalk in historischer Kalklasurtechnik.


Gestühl, Treppenaufgänge sowie Innenseiten und Untersichten der Emporenbrüstungen, Böden und Podeste


Die ausgelagerten Kirchenbänke und Bankbrüstungen, alle in der Kirche verbliebenen Bänke und Bankbrüstungen (Chorbänke, Emporengestühl), Treppenaufgänge zu den Emporen, die Rück- und Oberseiten der Emporenbrüstungen sowie die auf den Emporen und Treppenaufgängen montierten Sitzbänke wurden allseitig durch Abwaschen mit Anlauger entfettet und gereinigt.


Auf alle sichtbaren Flächen der hölzernen Einrichtungsteile wurde ein deckender Anstrich aufgebracht. Die endgültige Farbgebung wurde über Musterflächen ermittelt. Die Treppen wurden mit Holzwachs gestrichen.


Die rückliegenden Felder der Bankdocken im Kirchenschiff und die gerahmten Füllungen der Bankbrüstungen im Chor und im Schiff sowie Brüstungsfüllungen wurden farblich abgesetzt.


Die Untersichten bzw. Decken aller Emporen und ihrer Treppenaufgänge sowie die beiden hölzernen Trennwände vor den Treppenaufgängen zur ersten Empore wurden durch Abwaschen mit verdünntem Anlauger gereinigt. Die gereinigten Flächen wurden zweimal mit wischfester Dispersionsfarbe gestrichen.


Holzböden und Bankpodeste wurden angeschliffen, lose, nicht haftende Teile wurden entfernt. Nach gründlichem Nachwaschen wurden Böden und Podeste lasierend neu gestrichen.


Fenster und Türen


Die Kirchenfenster wurden wo notwendig mechanisch entrostet, abgestaubt und gründlich gereinigt. Anschließend wurden die Metallbänder zweimal mit Eisenglimmerfarbe in grauem Farbton gestrichen.


Die hölzernen Sakristeifenster wurden außen- und innenseitig angeschliffen und gereinigt, rohe Holzstellen wurden grundiert. Vor- und Endanstrich erfolgten mit seidenmattem Fensterlack.


Die zweiflügeligen Türen im Kirchenschiff, die Außentür der Sakristei sowie die Innentüren wurden beidseitig durch Abwaschen mit Anlauger entfettet und gereinigt und danach mit alkydharzgebundener Flächenlasur ähnlich dem letzten vorhandenen Farbton zweifach gestrichen. Eiserne Beschläge, Bänder, Schlösser und Haltestangen wurden wo notwendig mechanisch entrostet und ebenfalls durch Abwaschen mit Anlauger entfettet. Anschließend wurden die Eisenteile mit Eisenglimmerfarbe gestrichen.


Marmorierung der Säulen und der Vorderseiten der Emporenbrüstungen


Die Brüstungsvorderseiten der beiden Emporen im Kirchenschiff und an der Orgelempore sowie die Säulen und das Säulenportal unter der Orgel wurden durch Abwaschen mit verdünnter Lauge entfettet.


Entfestigte Fassungsschichten, wie sie besonders an den Randzonen von Abplatzungen an den Säulen vorkamen wurden mit verdünntem Akrylbindemittel gefestigt und niedergelegt. Größere Beschädigungen und Abplatzungen an den Säulen wurden mit Kunstharzspachtelmasse ausgebessert und nach Trocknung oberflächengleich verschliffen.


Die Brüstungsvorderseiten und Säulen wurden mit wasserverdünnbarer Akrylfarbe zweifach vorgestrichen. Anschließend wurden sie entsprechend Musterfläche in zwei verschiedenen Grautönen marmoriert. Die neu marmorierten Flächen wurden transparent und seidenmatt überzogen.


Orgelprospekt


Die zuletzt sichtbare Fassung wurde gereinigt, entfestigte Mal- und Grundierungsschichten wurden gesichert, Abplatzungen wurden gekittet und oberflächengleich verschliffen. Anschließend wurde der Prospekt in hellem Farbton neu gefasst. Schadhafte Polimentvergoldungen an den Leisten, Ornamenten und Schleierbrettern wurden gefestigt, niedergelegt, gekittet und in originaler Blattgoldtechnik (Polimentgold) ausgebessert. Die Neugoldflächen wurden durch Leimlasuren auf den Altbestand abgestimmt.


Kanzelaltar


Die offenliegende Holzkonstruktion der Oberseite des Kanzelkorbes wurde mit Staubsaugern sorgfältig abgestaubt.


Die Tür zum Kanzelkorb sowie die Innenseite des Korbes wurden mit Anlauger entfettet und gereinigt. Die Flächen wurden einmal farblos mit seidenmattem Alkydharzlack lackiert.


Der Kanzelaltar wurde nach Voranstrich in Anlehnung an die letzte sichtbare Marmorierung in drei verschiedenen Farbtönen neu marmoriert und verschiedene Architekturteile abgefasst. Vorab wurde die zuletzt sichtbare Marmorfarbfassung gereinigt, entfestigte Mal- und Grundierungsschichten wurden gesichert, Abplatzungen gekittet und geglättet.


Schadhafte Polimentvergoldungen an den Leisten und Ornamenten wurden gefestigt, niedergelegt und in originaler Blattgoldtechnik ausgebessert. Die Neugoldflächen wurden auch hier durch Leimlasuren auf den Altbestand abgestimmt.


Auch die schadhaften Ölvergoldungen im unteren Bereich wurden in originaler Blattgoldtechnik ausgebessert. Die Neugoldflächen wurden mittels Öllasuren auf den Altbestand eingestimmt.


Der Leimfarbanstrich des gemauerten und verputzten Altartisches wurde mit warmem Wasser eingestrichen, quellen gelassen und mit Bürsten und Schwämmen bis auf einen tragfähigen Untergrund abgewaschen. Die Flächen wurden in historischer Kalklasurtechnik in gebrochen weißem Farbton gestrichen.


Kruzifixe


Altarkreuz: Die zahlreichen Wachsspritzer auf dem Korpus wurden durch Abschaben mit weichem Holzspatel und Nachreinigen mit Balsamterpentin abgenommen. Kleinere Fassungsschäden wurden retuschiert.
Korpus und Lendentuch wurden einmal seidenmatt und dünn überzogen. Die Schäden an der lasierenden Braunfassung des Kreuzbalkens und insbesondere am Standfuß wurden ebenfalls retuschiert und die Lasurfassung einmal komplett mit lasierender brauner Holzfarbe überarbeitet.


Vortragekreuz mit Korpus und Puttoköpfen: Die Farb- und Inkarnatfassungen wurden feucht gereinigt und kleinere Malschichtschäden ausgebessert. Die Gold- und Silberfassungen wurden ebenfalls gereinigt und kleinere Schäden ausgebessert. Die Inkarnatfassungen wurden dünn mit seidenmattem Dammarfirnis überzogen. Der schwarz-weiß gebänderte Stab wurde angelaugt und neu mit Alkydharzfarbe lackiert. Beschädigungen wurden vorab mit Ölspachtelmasse ausgebessert.


Vortragekreuz mit Korpus: Die Farb- und Inkarnatfassungen wurden feucht gereinigt und kleinere Malschichtschäden ausgebessert. Nach dem Reinigen wurden auch die Vergoldungen ausgebessert. Die Inkarnatfassung erhielt einen dünnen Überzug aus Dammarfirnis. Der schwarz-weiß gebänderte Stab wurde wie oben restauriert.

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