Verbindungshaus Germania Erlangen

Verein Alter Erlanger Germanen e.V.
2019
Restaurierung und Rekonstruktion
Herausforderung
Restaurierung, Konservierung und Rekonstruktion
Herausforderung

Die reich verzierte, denkmalgeschützte Fassade des Verbindungshauses sollte restauriert und rekonstruiert werden. Die Ausgangssituation bestand darin, dass sich die Fassade, die von Stuck und unterschiedlichen Putztechniken strukturiert wird, durch schwere Schäden und Verlustzonen auszeichnete. Auch der verbliebene Bestand war in weiten Teilen gefährdet.

Eine Besonderheit der Jugendstilfassade ist ihr vielfarbig gefasster, teilweise vergoldeter Antragsstuck im Bereich von Giebeln und Friesen. Den Rest der Fassade zieren unterschiedliche Putztechniken wie Kammzug, die es alle oberflächengleich zu ergänzen oder gar zu rekonstruieren galt.

Lösung

Befunduntersuchung


Zur Klärung der ursprünglichen Fassung der Fassade sowie der verwendeten Materialien wurden vorab von uns ausführliche Befunduntersuchungen angelegt.


Untersucht wurden die Nord- und Ostfassade. Die Herausforderung bestand darin, zwischen völlig abgewitterten Fassadenelementen und solchen, deren Beschichtungen früheren Sanierungsmaßnahmen zum Opfer gefallen waren, Spuren von älteren, möglicherweise der ursprünglichen Fassung zu finden. Anhand dieser Befunduntersuchung wurde die künftige Farbgebung und Materialwahl ermittelt und in Absprache mit dem Landesamt für Denkmalpflege ein Konzept entwickelt.


Putz- und Stuckarbeiten


Verputzte und gestrichene Fassadenflächen einschließlich Gesimse, Sockel und Gewände wurden mittels Dampfstrahlgerät vorsichtig gereinigt. Es wurde darauf geachtet, dass dabei keinerlei historische Substanz verloren ging. Nicht zu behandelnde Flächen wurden geschützt.


Biogener Befall wurde mit KEIM Algicid behandelt.


Zur Verfestigung von mürben Flächen sowie des Mauerwerks mit Fugen usw. wurde eine tiefeindringende, wasserverdünnbare Grundierung mit hoher verfestigender Wirkung aufgetragen. Die Flächen wurden in zwei Arbeitsgängen nass in nass behandelt, wobei eine Übersättigung der Oberfläche unbedingt vermieden wurde.


In Teilbereichen wurde schadhafter bzw. nicht mehr tragfähiger Altputz, der keine historische Putzflächen darstellte, bis zum Mauerwerksgrund entfernt.


Im Bereich hohlliegender, loser historischer Putzflächen ohne Eigenspannung wurde punktuell durch Hinterspritzen fixiert. Der Bereich rund um die zukünftige Injektionsöffnung wurde in einem Radius von ca. 10 cm mittels Wishup-Schwamm gereinigt. Das Bohrloch wurde eingebracht und durch Absaugen und Benetzen mit einer Mischung aus destilliertem Wasser und Ethanol gereinigt. Nach Einbringen von Injektionskanülen wurden die Hohlstellen mit feinteiligem Kalkmörtel hinterfüllt. Anschließend wurden die Bohrungen mit Kalkmörtel randgenau verschlossen.


Risse wurden mit Verfüllmörtel aufgefüllt. Wo nötig wurden im Zuge dessen Packer eingesetzt, um im Nachgang mit dickflüssiger Emulsion zu verpressen. Das Verfüllen erfolgte per Hand mittels Spachtel. Die Bereiche wurden vorab mit Druckluft gereinigt und vorgenässt. Die Oberfläche der Rissverschlüsse wurde in Struktur, Oberfläche und Putzmischung dem vorhandenen Altputz angeglichen.


Abgeschlagene Putzstellen wurden mit artgleichem Material dem Bestand und seiner Sieblinie entsprechend verputzt und egalisiert.


Hohlliegende Putzlagen in den Stuckverzierungen wurden durch Hinterfüllen mit Injektionsmörtel konsolidiert.


In Verlustzonen im Traufgesims wurde Ölpapier aufgebracht und Ziegelrabitz mit nichtrostenden Schrauben und Beilagscheiben befestigt. Darauf wurde der Grundputz aufgetragen und das Gesims mittels nach Bestand gefertigter Schablonen gezogen.


Fehlstellen im bestehenden Traufgesims wurden ausgebessert. In Verlustzonen im Giebel- und Friesbereich wurden Stuckierungen hergestellt. Unter Zuhilfenahme der Formen an der Straßenfassade wurden Pausen und Formen angefertigt, Rapporte festgelegt und Grundformen gegossen. Bei Applikationsteilen wurde auf eine ausreichende Armierung durch nichtrostende Drähte und Versteifungen geachtet. Verankerungseisen aus Edelstahl mit Krampen wurden auf der Rückseite mit eingearbeitet, die beim Anbringen im Mauerwerk verankert wurden. So applizierte Stuckteile wurden per Hand randgenau an den Bestand angearbeitet.


Oberflächenformen wurden mittels Pausen im Rapport geprüft und von Hand nachgeschnitten. Auf die Grundteile wurde dem Bestand entsprechend Feinstuck aufgebracht und an die umliegende Oberfläche angepasst.


Feingliedrige Stuckierungen wurden beimodelliert. Fehlstellen in bestehenden Stuckierungen wurden ausgebessert. Zum Einsatz kamen hier Baumit Stuccoco Grobzug FG 88 und Stuccoco Feinzug FF 89.


Putzrücklagen einschließlich der Kammzugflächen, der vertikale Lisenenaufbau sowie die horizontalen Gurtbänderungen wurden in Verlustzonen an den Bestand angeglichen. Hierzu wurden Formen und Rücksprünge ausgearbeitet, um so wieder ein vollständiges Flächenbild herzustellen.


Fassungs- und Malerarbeiten


Flächen an der Ost- und Westseite wurden mit KEIM Ätzflüssigkeit satt eingestrichen. Anschließend wurde gründlich mit Wasser nachgewaschen.


[nbsp]In die Fassadenflächen wurde KEIM Fixativ satt mit der Bürste eingestrichen.


[nbsp]Die Grundbeschichtung zur Oberflächenegalisierung erfolgte mit verdünntem KEIM Contact. Die Mischung wurde mit der Bürste kräftig in den Untergrund eingeschlämmt.


Grund- und Zwischenanstrich erfolgten mit verdünntem KEIM Granital. Der Endanstrich bestand aus unverdünntem Granital. Alle Anstriche wurden mit der Bürste aufgetragen. Rücklagen wurden abgefasst.


Nach Befund und Muster wurden Stuckfries und Giebelstuck dreifarbig neu gefasst .


Zur Anwendung kamen Silikatfarben von KEIM.


Nach Bestand und Befund zu vergoldende Wappenteile und Stuckierungselemente wurden fein geschlämmt, fachgerecht abgesperrt und mit Goldgrund zweimal goldgelb vorgelegt. Nach Auftrag der Mixtion wurde 24-karätiges Blattgold angeschossen und im Nachgang poliert.


Fenster, Türen, Gauben, Balkongeländer


Die Türen wurden gereinigt, angeschliffen, grundiert und lackiert. Der Farbton wurde dem Bestand entsprechend gewählt. Schadhafter und loser Anstrich an den Fenstern wurde angeschliffen, schadhafte Verkittungen entfernt und neu eingekittet. Fehlstellen wurden gespachtelt. Zwischen- und Schlussanstrich erfolgten mit Ventilationslack. Wetterschenkel wurden mit Ziehklingen abgezogen, um lose Farbschichten zu entfernen, und mit Bläuesperrgrund eingelassen.[nbsp]Die Gauben wurden mechanisch gereinigt. Putzfehlstellen wurden ergänzt, die Putzfelder grundiert und schluss-beschichtet. Das Holz wurde geschliffen und erhielt ebenfalls eine Grundierung und eine Schlussbeschichtung (KEIM Lignosil). Die Wahl der Farbtöne orientierte sich am Bestand.
Das Balkongeländer wurde gereinigt, angeschliffen und mit Akryllack in zweimaligem Auftrag deckend gestrichen.


[nbsp]


[nbsp]

Stichwortsuche